Flederhaus Ferienhaus, Schweiz
Hier sollte getanzt und gefeiert werden: das 1803 fertig gestellte Haus war als Gasthaus geplant - weil dem Bauherren das Geld jedoch früh ausging, kam es nie zu dieser Nutzung. Stattdessen wurde das Haus mit dem großen Gastraum lange Zeit als Bauernhaus genutzt und war im Dorf als die „alte Trotte“ bekannt. Als um die Jahrtausendwende der letzte Bewohner des Bauernhauses, der Trotten-Miggel, verstarb, gelangte das Haus in den Besitz von Pro Natura Aargau und die Stiftung Ferien im Baudenkmal übernahm das Nutznießrecht. Ein neues Leben für die alte Trotte begann: Im Wohnteil des Gebäudes sollten nun schließlich doch noch Gäste beherbergt werden und in dem anderen Teil – Fledermäuse. Fledermäuse? Wirklich? Ja! Weil die Große Hufeisennase vom Aussterben bedroht ist und vor allem auch, weil sie unter „Wohnungsnot“ leidet, wurde ihr auf dem Dachboden des Hauses ein Refugium eingerichtet. Hier kann sie überwintern und im Sommer ihren Nachwuchs aufziehen. Auch die Umgebung wurde fledermausfreundlich gestaltet, mit Teich und niedrigen Bäumen, so dass man hier am Abend einem ganz besonderen Schauspiel beiwohnen kann: dem nächtlichen Tanz der Großen Hufeisennase auf Jagd. Aber zurück zur Trotte: Im Wohnteil des Hauses wurde eine „Ferien im Baudenkmal-Wohnung“ eingerichtet. Die Zusammenarbeit mit regionalen Handwerksstätten und Designern schafft dabei das scheinbar Unvereinbare: gleichzeitig historisch und modern zu sein. Aus dem alten Trottenhuus wurde so das neue Flederhaus im Schweizer Kanton Aargau, ein Ort an dem man Baukultur und Artenschutz hautnah erleben kann.
Das Mögen Wir:
- das als Gasthaus konzipierte Gebäude hat ungewöhnlich hohe Räume, der große Eingangsraum war ursprünglich als Tanzboden gedacht
- den gemütlichen, großen Holzofen in der Stube, der benutzt werden darf; Holz ist vorhanden
- die Küche ist noch rußgeschwärzt, ob man den historischen eisernen Sparherd und den alten Backofen nutzt oder lieber in der zeitgemäßen Küchenzeile kocht, bleibt den Gästen selbst überlassen
- dank der professionellen und sensiblen Sanierung durch das Büro Baumann Lukas Architektur sieht man noch viel von der originalen Bausubstanz (Holzböden, Wandoberflächen, Türen Fenster). Auch die Wände - regional aus Ruten geflochtene und mit Lehm gefüllte Wände, wurden originalgetreu mit Lehm restauriert, der nach dem Ausheben eines Teichs im Garten praktischerweise ohnehin zur Verfügung stand
- Esstisch, Küchenschrank und ein Bänkchen sind alt, alle anderen Möbel wurden von Schweizer Designern angefertigt oder entstammen Schweizer HandwerksbetriebenÂ
- das ästhetisch hochwertige und funktional ansprechende Inneneinrichtungskonzept des Zürcher Unternehmens Selected InteriorsÂ
- die große gedeckte Laube und der Garten können und sollen gern genutzt werden
- die Maßanfertigung: weil die alten Böden große Unebenheiten aufweisen, wurden die Betten und die Chaiselongue von dem Basler Metallmöbelbauer Kunotechnik vor Ort aufgebaut und angepasst
GUT zu wissen:
- das Flederhaus liegt im Dorf Wegenstetten, im Jurapark Aargau
- Vermieterin ist die Stiftung Ferien im Baudenkmal, eine Non-Profit Organisation des Schweizer Heimatschutzes, die historisch wertvolle Bauwerke renoviert und als Ferienwohnungen vermietet
- Kinder sind willkommen; Babybett und -stuhl gibt es aber gern auf Anfrage – allerdings ist das Haus alt und nicht überall kindersicher
- eins der drei Zimmer ist ein Durchgangszimmer
- das Haus ist ab Ostern bis Oktober zu buchen, an Feiertagen gilt ein Mindestaufenthalt von 3 Tagen
- falls es mal kalt wird: Geheizt wird wie früher, mit dem großen Holzofen in der Stube
- die originalen Böden sind zum Teil uneben und bestehen aus Holz und Stein - wer keine kaputten Socken möchte, sollte feste Hausschuhe mitbringen
- auf den Dachboden zu den Fledermäusen darf man nicht - auch Fledermäuse brauchen Privatsphäre - aber ein Besuch in der Fledermausausstellung in der Scheune lohnt sich.
- zum Beobachten der Fledermäuse kann man es sich aber abends im Garten oder auf der Laube gemütlich machen. Nach Sonnenuntergang jagen sie Käfer und Nachtschmetterlinge zwischen den Obstbäumen oder über dem Teich im "Rüttelflug": Sie fliegen langsam und relativ niedrig, haben einen zackigen Flug mit zahlreichen Richtungsänderungen und GleitflugphasenÂ
- keine Angst: im Haus hat man keinen Kontakt zu den Fledermäusen, wer nicht möchte, muss ihnen nicht begegnenÂ
- die Gegend eignet sich prima für kürzere und längere Ausflüge und Wanderungen mit prächtigen Ausblicken
Fotos: www.gataric-fotografie.ch